«Im B2B-Bereich glaube ich an Networking-Plattformen»

Auto-Salon

«Im B2B-Bereich glaube ich an Networking-Plattformen»

18. Februar 2019 agvs-upsa.ch – Urs Albert Ingold veranstaltet seit mehr als 30 Jahren Fachmessen und weiss um die Bedeutung des Auto-Salons als Branchentreff. Für ihn ist Halle 7 eine unabhängige eigene Messeveranstaltung, die sich zu einer Networking-Veranstaltung entwickeln soll. 
 

sco. Herr Ingold, der Genfer Auto-Salon findet 2019 ohne Ford, Hyundai, Opel und Volvo statt. Auch die Fachmesse der Zulieferbranche in Halle 7 leidet an Ausstellerschwund. Ist der Salon noch zu retten?
Urs Albert Ingold: Um die Zukunft zu verstehen, muss man die Vergangenheit betrachten. Der Genfer Auto-Salon ist historisch gesehen vor allem eine internationale Medienplattform. Hunderte von Medien, damals noch Tageszeitungen und Hochglanzmagazine sowie TV- und Radio-Stationen aus der ganzen Welt berichteten aus Genf. Ein Highlight für die Branche, die mit den Berichterstattungen einen grossen Teil ihrer Gesamt-PR abdeckte, und das Jahresspektakel für die Konsumenten, die sich dann auf die ersten Modelle und damit verbundene Testfahrten in den Markenvertretungen freuten. Durch Internet und soziale Medien hat die Branche einen medialen Paradigmenwechsel vollzogen. Modelle erscheinen schon lange nicht mehr zu Messeterminen und die PR- und Werbemaschinerie der Branche läuft 24/7. Der Genfer Auto-Salon von heute unterscheidet sich aber kaum vom Genfer Auto-Salon der Vergangenheit.

Die Halle 7 ist in den letzten Jahren von mehr als 100 Ausstellern auf weniger als 50 geschrumpft. Ab 2020 wird die Messe nur noch fünf Tage dauern. Wird sie das retten oder braucht es mehr?

Die Halle 7 ist aus meiner Sicht eine unabhängige eigene Messeveranstaltung, die einzig von der Anwesenheit der Garagisten am Auto-Salon profitiert. Um Aussteller zurückzugewinnen, sollte sie ein eigenes Profil entwickeln und unabhängig werden: eine Networking-Veranstaltung mit eigener originärer DNA, vielleicht mit Standort in Bern, um für die ganze Schweiz erreichbar zu sein.

Was muss Genf ändern, damit wieder mehr Garagisten die Reise in die Romandie auf sich nehmen?
Zu dieser Frage muss ich wohl oder übel das «M-Wort» in den Mund nehmen. Der Mehrwert fehlt. Seit Jahr und Tag gilt: «Same procedure as last year.» Das ist einfach zu wenig in der heutigen hektischen Zeit. Diesen Mehrwert wird die Messe alleine aber nicht erzielen. Sie kann nur den Rahmen vorgeben. Umsetzen müssen dies letztlich die Aussteller. Dem Garagisten muss wieder das Gefühl gegeben werden, dass er etwas verpasst, wenn er der Veranstaltung fernbleibt. Und da es DEN Garagisten an sich nicht gibt, muss auf viele verschiedene Bedürfnisse eingegangen werden. Schlagwörter, die mit Leben gefüllt werden müssen, sind hier: Inhalte, wirtschaftliche Vorteile, Networking, Community und damit verbunden auch eine gute Portion Unterhaltung.

Ganz grundsätzlich: Wie sieht eine erfolgreiche Messe in fünf Jahren aus?
Wahrscheinlich nennt man die Messe in fünf Jahren nicht mehr Messe, weil der Begriff zu negativ besetzt ist. Im B2B-Bereich glaube ich an Networking-Plattformen, wo man sich im lockeren Rahmen trifft, um Termine für substanzielle Gespräche entweder beim Anbieter oder beim Abnehmer zu vereinbaren. Ansonsten geht es darum, bestehende Kontakte aufzufrischen und neue Kontakte zu schliessen. Im B2C-Bereich muss mit Erlebnissen gepunktet werden, die besser sind als diejenigen, die der Konsument zu Hause hinter dem Computer erwarten kann. Digital ist bequem, aber nur digital macht einsam. Der Live-Event ist für den Besucher immer ein Aufwand, der sich lohnen muss. Aber noch ist der Mensch ein soziales Wesen und wenn ich als Veranstalter oder Aussteller ihm ein Live-Erlebnis unter Gleichgesinnten ermögliche, wird er diesen Mehraufwand gerne auf sich nehmen.

Das ausführliche Interview mit Urs Albert Ingold ist im AUTOINSIDE 02/19 erschienen.
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